Die Macht der Sinne

(Switchman - Pilot)



Drehbuch: Paul DeMeo und Danny Bilson
Regie: Danny Bilson

Deutsche Bearbeitung: Arena Synchron Berlin
Buch u. Dialogreihe: Thilo Henze
Redaktion: Gerhard Steinert

Abgeschrieben: Mishale

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Disclaimer: Die Charaktere aus diesem Script und die Story gehören mir nicht, die Rechte liegen für diese und der basierenden Fernsehserie bei Paramount Pictures bzw. bei Pet Fly Productions und Pro7 bzw. Arena Synchron Berlin. Es handelt sich hierbei lediglich um ein abgeschriebenes Script der Folge, wobei noch einige Handlungen, Gesten, Kameraperspektiven usw. hinzugefügt wurden, damit es verständlicher wird. Als Vorlagen dienten Beckys (englische) Transcripts der Folgen. Wie auch sie werde ich die Episoden in die verschiedenen Akte unterteilen, wie es in den USA üblich ist (siehe Werbepausen).



Akt I


Das eröffnende Sentinel - Logo über Cascade bei Nacht; Schnitt zur Tageszeit in Washington DC, dann in einen abgedunkelten Raum.
Kommandierender Offizier: Vor acht Tagen haben wir einen ARCAT 7 Satelliten gestartet, von dem aus diese Aufnahme entstand. Das ist über Peru.
Es ist ein Infrarotbild auf einem Schirm zu sehen.
Mathis: Sieht aus wie ein abgeschossener Huey, Sir.
Kommandierender Offizier: An Bord war ein Team des siebten Geschwaders, eine Anti-Rebellen-Einheit, befehligt von Captain James Ellison. Am 14. März verschwand ihr Huey auf den Weg zum Landeplatz.
Mathis: Wurde ein zweites Team nachgeschickt, Sir?
Kommandierender Offizier: Nein, wir erhielten Nachricht, dass die Rebellenangriffe aufgehört hatten. Die Hubschrauberbesatzung und die Mitglieder des Teams, acht Männer, wurden als vermisst gemeldet. Sie galten als verschollen, bis wir schließlich das hier sahen.
Es wird ein neues Motiv angezeigt.
Mathis: Sieben Gräber. Gab's einen Überlebenden?
Kommandierender Offizier: Das wissen wir nicht. Ich will, dass Sie und Ihre Leute die Leichen zurückholen und den Verbleib des achten Mannes ermitteln.
Mathis: Jawohl, Sir.
Kommandierender Offizier: Seien Sie vorsichtig. Die Eingeborenen behaupten, dass in den letzten 18 Monaten niemand, der in diesen Dschungel gegangen ist, je wieder herausgekommen ist.

Schnitt zu Helikoptern, die in Peru landen; Mathis' Team steigt aus; der Vorspann läuft, während die Mannschaft den Dschungel erkundet.
Sie finden eine Absturzstelle eines Huey. Ein Teammitglied übergibt Mathis eine handvoll Soldatenmarken.

Mitglied: Alle identifiziert, Sir. Mit Ausnahme von Captain Ellison.
Mathis: Dann lasst uns den Rest hinter uns bringen.
Mann: Also gut. Fangt an!
Die Mitglieder ziehen sich Gasmasken über und beginnen die Gräber aufzugraben. Ein Pfeil schießt in einen Baum.
Mathis: In Deckung, schnell!
Sie feuern mit ihren Maschinengewehren um sich herum; es werden weitere Pfeile geschossen.
Mitglied: Wer zum Teufel sind die?
Mathis blickt um sich.
Mathis: Feuer einstellen!
Mitglied: Feuer einstellen!
Chopec Indianer erscheinen von überall her.
Mathis: Nicht schießen! Nicht schießen! Niemand bewegt sich! Sie hätten uns längst töten können, wenn sie gewollt hätten.
Weitere Chopec kommen hinzu. Etwas oberhalb erscheint Jim mit einem Gewehr in der Hand und ist z. T. indianisch bemalt. Er blickt mit seiner geschärften Sehkraft den Hügel auf Mathis' Ärmel hinab, auf dem steht "Special Forces, Ranger, Airborne". Er schultert seine Waffe, läuft hinunter zu Mathis und schüttelt seine Hand.
Jim: Captain James Ellison, O. D. A. 731. Sind Sie meine Ablösung?
Mathis: Ihre Ablösung?
Jim: Wir sollten hier mit den Eingeborenen Kontakt aufnehmen, um eine Miliz aufzubauen. Diese Männer und ich hielten 18 Monate lang den Chopec Pass. Und offen gesagt Captain, ich bin etwas müde.
Jim blickt hinauf und hört mit Hilfe seiner erhöhten Sinne ein Geräusch. Mathis sieht zuerst nichts, dann fliegt lautstark über ihnen ein Vogelschwarm hinweg.

Schnitt zu einer Vogelansicht von Cascade, Washington, fünf Jahre später. Dann in Simons Büro auf Fotos von Bombenanschlägen, während er eine Gruppe von Ermittlern einführt, die in der Zwischenzeit Akten erhalten.
Simon: Sechs Monate, sechs Anschläge, acht Tote, 21 Verletzte. Ein Postamt in Tacoma, eine Brücke auf dem Snahomish, eine Fähre mitten auf dem Pudget Sound. Wir müssen davon ausgehen, dass er wieder zuschlägt, im Prinzip sind wir überfällig. Wir müssen ihn schnappen, bevor noch mehr Menschen ihr Leben verlieren. Deshalb hab ich aus Ihren Städten zusätzliche Ermittler erbeten. Also, willkommen bei Cascade. Wir haben hier sieben Arten von Regen und 42 verschiedene Arten, Kaffee zu trinken. Das ist Lt. Carolyn Plummer. Sie leitet die Abteilung Technische Hilfe. Das Team arbeitet mit Major Crimes an dem Fall. Lt. Plummer versorgt sie entsprechend Ihren Wünschen mit Computern, elektronischen Geräten und moderner Ausrüstung zur Spurensicherung.
Ermittler: Irgendwelche Verdächtige?
Simon: Wir hatten ein paar Spinner, die behaupteten, unser Mann zu sein, aber wir haben nicht angebissen.
Carolyn: Sie werden Kopien von Originalen der Korrespondenzsätze in Ihren Ordnern vorfinden. Es sind Emails, unterzeichnet mit "Weichensteller". Aber wir können nicht davon ausgehen, dass es sich nur um einen Verdächtigen handelt. Die Medien sind in keiner Hinsicht darüber informiert.
Ermittlerin: Warum sind all diese Briefe adressiert an einen "James Ellison"?
Simon: Er ist unser Hauptermittler in diesem Fall. Der Bombenleger scheint einen perversen Spaß daran zu haben, ihn zu verspotten.
Ermittlerin: Und können wir mit Ellison reden?
Simon: Jim verfolgt gerade eine Spur außerhalb von Auburn, ein altes Sägewerk. Er beobachtet es schon seit letzter Woche.
Ermittler: Letzte Woche? Wie oft meldet er sich denn?
Carolyn: Leider gar nicht. Jim arbeitet auf seine Weise. Er meldet sich erst, wenn er denkt, dass es vorbei ist.

Schnitt zu Jims Versteck über dem alten Sägewerk, das er durch ein Fernglas beobachtet.
Er setzt sich zu einem Topf mit kochenden Wasser. Sein Sentinel-Gehör lässt ihn das brodelnde Wasser ungewöhnlich laut hören.

Officer (über Funk): Ellison? Ellison, hören Sie mich! Sind Sie wach oder was?
Jim kehrt sich vom Wasser ab und nimmt das Funkgerät in die Hand.
Jim (ins Funkgerät): Ich bin hier.

Schnitt zu einem Polizei-Transporter, der vor einem Waldstück steht. Im Hintergrund ist ein Helikopter. Ein Officer des S.W.A.T.-Teams spricht in das Funkgerät.
Officer (ins Funkgerät): Das Team ist in Alarmbereitschaft. Von der nördlichen Zufahrtsstraße kommt ein roter Wrangler-Jeep auf Sie zu. Im Fahrzeug sitzt nur ein Verdächtiger. Sie müssten ihn jeden Moment sehen können.

Schnitt wieder zurück zu Jim.
Jim (ins Funkgerät): Verstanden, ich gebe grünes Licht. Ende.
Jim lädt und prüft seine Waffe. Sein Gehör schnappt lautes Motorengeräusch auf, was ihn aufschrecken lässt. Er zielt seine Pistole auf den imaginären Punkt, von wo er glaubt, dass das Geräusch herstamme. Dann hört er wieder normal den Jeep, der auf das Sägewerk zufährt. Jim nimmt das Fernglas und beobachtet, wie der Fahrer aus den Wagen steigt, die Tore zu dem Gebäude öffnet und hinein fährt. Am Heck des Jeeps ist ein Motorrad befestigt. Jim greift zum Funkgerät.
Jim (ins Funkgerät): Der Verdächtige ist im Gebäude. Also los!

Schnitt zum aufsteigenden Hubschrauber des S.W.A.T.-Teams. Die Polizeitransporter fahren los.

Schnitt zu Jim, der mit gezogener Waffe entlang des Gebäudes zum Eingang des alten Sägewerkes läuft, in dem vorhin der Verdächtige verschwunden ist. Die Wagen des Einsatzkommandos treffen mit Sirenengeheul ein. Der Hubschrauber platziert sich direkt vor dem Eingang, das Team geht in Bereitschaft. Jim zielt seine Pistole auf den Eingang.
Jim: Hier ist Cascade Police. Sie werden jetzt mit erhobenen Armen an der Nordseite des Gebäudes herauskommen!
Officer (über Funk): Er kommt nicht heraus.
Jim (ins Funkgerät): Räuchert ihn aus.
Jim zieht sich eine Gasmaske auf. Das Einsatzkommando feuert Rauchbomben durch die Fenster. Sie entern das Gebäude. Direkt hinterm Eingang steht der rote Jeep.
Officers (im Hintergrund): Los, los, Bewegung! ... Schneller, vorwärts! ... Er muss hier entlang sein. ... Es hat keinen Zweck, zurück! ... Vorsicht, geht in Deckung. ... Los, raus hier!
Officer (über Funk): Ellison, das Gebäude ist leer.
Jim (ins Funkgerät): Ich hab ihn reingehen sehen!
Officer (über Funk): Er hat etwas für Sie hinterlassen.

Schnitt zu einem anderen Teil des Gebäudes, in dem auf dem Boden eine Zeitschrift liegt. Auf ihr steht die Aufschrift "News - Beyond The Call: G. I. Survives Jungle Ordeal". Auf dem Titelblatt ist ein Bild von Jim, so angezogen, wie er Mathis' Männern im Dschungel begegnete, und ein weiteres, kleineres Bild von Jim in militärischer Ausgehuniform, im Hintergrund die US-Flagge.
Der kommandierende Officer des Einsatzkommandos, Jim und drei weitere Männer sehen auf die Zeitschrift hinab.

Officer: Irgendwer hat es auf Sie abgesehen, Ellison.
Jim: Ja, ich weiß.
Jim schnüffelt.
Jim: Riechen Sie das?
Officer: Was?
Jim: Gas! Wieso riechen Sie das nicht?
Officer (zu den anderen): Riecht ihr irgendwas?
Andere Officers: Nein. ... Nein.
Sie folgen Jim einige Stufen hinab, dann weiter vorbei an alten Maschinen.
Jim: Hier wird es stärker.
Officer: Ich rieche absolut nichts.
Jim: Versteh ich nicht.
Jim folgt dem Geruch bis zu einer Tür im Boden, die er öffnet. Mit Hilfe seiner geschärften Sehkraft sieht er im Dunkeln ein Timer mit roten LED-Zahlen, der von 12 rückwärts läuft.
Jim: Räumt das Gebäude! Raus hier! Beeilt euch!
Alle laufen aus dem Gebäude. Der Hubschrauber hebt ab.
Officers (draußen, im Hintergrund): Los, weg hier! ... Na macht schon! ... Kommt raus! ... Schnell Leute! ... Ellison, los! ... In Deckung!
Der Timer springt auf 0 und das Gebäude fliegt in einem großen Feuerball in die Luft. Alle werden zu Boden geworfen. Jim hört wieder dieses laute Motorengeräusch und läuft zu einer Lichtung, leicht abseits von den brennenden Überresten des Sägewerks. Plötzlich öffnet sich neben ihm eine große Falltür und daraus schnellt das Motorrad hervor, das zuvor am Jeep befestigt gewesen war. Jim rennt ihm hinterher und springt, so dass er das Heck des Motorrads fassen kann. Er zieht sich hoch und sitzt dann hinter dem Fahrer. Der Fahrer dreht sich zu ihm um und Jim kann sein verzerrtes Spiegelbild im Schutzschild des Helmes sehen. Er schreit und fällt vom Motorrad in den Graben.



Akt II


Schnitt zu Simons Büro im Police Department.
Simon sitzt an seinem Schreibtisch, Carolyn stellt sich davor.

Carolyn: Es war nicht viel mehr übrig als ein Haufen Sägemehl, aber wir haben der Spurensicherung geholfen ein paar interessante Details zu finden.
Sie händigt Simon eine Akte aus.
Carolyn: Fingerabdrücke sind unwahrscheinlich, aber es wird alles genau geprüft, was in den Trümmern noch so ist. Es gibt einen Abdruck vom Reifen des Motorrads. Er wird gerade auf Kennung des Herstellers untersucht.
Sie reicht Simon eine weitere Akte.
Carolyn: Und wir haben einen Farbsplitter vom Schutzblech dieses Motorrads.
Simon: Was ist mit dem Sprengstoff?
Carolyn: Derselbe, wie auch bei den vorherigen Explosionen. Und Ellisons Beschreibung des Zeitzünders ist entsprechend. Und das ist das interessanteste Beweisstück, weil es etwas sehr Persönliches ist.
Carolyn gibt Simon die angesengten Überreste des News-Magazins, das die Polizisten in dem alten Sägewerk gefunden haben. Es ist in einer Schutzfolie eingetütet. Daraufhin setzt sie sich auf einen Stuhl vor Simons Schreibtisch.
Simon: Das kapier ich nicht. Was hat der Bombenleger an Ellison gefressen? Wichtig ist jetzt, das Motorrad ausfindig zu machen. Und die Analyse des Farbsplitters?
Carolyn: War uns hier nicht möglich. Er ist in Washington zum Vergleich mit den FBI-Akten.
Simon: Plummer, Ihre Abteilung sitzt auf der allermodernsten Ausrüstung finanziert von einer der größten Kapitalgesellschaften dieses Landes. Trotzdem schicken wir alles an das FBI?
Carolyn: Sie sagen es. Und wenn kein Genie mit so einem Gerät hereinspaziert, mit dem man Materie schnellstens übersenden kann, wird es auch noch drei Tage lang dauern.
Simon: Na schön. Viel Erfolg.
Simons Telefon klingelt.
Simon: Der Bürgermeister will den neusten Stand wissen. Am besten Sie verschwinden Plummer. Ich brauche keine Zuhörer, wenn ich nach Ausflüchten suche.
Carolyn wendet sich zum Gehen ab und Simon nimmt den Hörer ab.
Simon (ins Telefon): Ja? (Pause) Sicher, rein mit ihm.
Simon legt auf.
Carolyn: Übrigens habe ich gehört, die Sonics hätten gestern Abend eine Schlappe erlitten.
Simon: Da warten wir erst mal ab, bis sie das nächste Mal gegen die Blazers spielen. Doppelt oder nichts?
Carolyn: He, schon gewonnen!
Simon: Äh - äh.
Carolyn: A-ha...
Carolyn öffnet die Tür und es kommt ihr Jim entgegen.
Carolyn: Uh, die Nacht auf der Müllkippe verbracht, Jimmy?
Während Carolyn geht, kommt Jim ins Büro und setzt sich auf den Stuhl, auf dem zuvor Carolyn saß. Währenddessen steht Simon auf und schüttet Kaffee in zwei Tassen ein.
Simon: Mein Cousin hat mir 'ne neue Kaffeesorte geschickt. Irgendwelchen Mocca aus Guatemala. Türkischen, dunklen, was-auch-immer-zum-Teufel. Für mich schmeckt alles gleich nach Maxwell House Kaffee.
Er reicht Jim eine der Tassen.
Simon: Hier.
Jim nimmt die Tasse nicht entgegen und erwidert auch nichts. Simon setzt die Tasse auf seinem Schreibtisch ab und setzt sich vor Jim auf die Kante des Tisches.
Simon: Hey Jim, was ist denn los?
Jim: Also, ich brauch mal Urlaub.
Simon: Sind Sie verrückt?
Jim: Ich weiß nicht, vielleicht. Ich dachte, man hätte mir irgendwelche Drogen eingeflößt, aber ich bin clean.
Simon: Hey, mal langsam! Was für Drogen?
Jim: Was sonst sollte da draußen mit mir passiert sein, Simon? Ich fiel von diesem Motorrad, weil ich gewisse Dinge gesehen habe.
Simon: Na klar, Sie standen unter Stress. Sie haben 'was gehört, ein paar Dämpfe gerochen, Ihnen wurde schwindlig, Sie fielen vom Motorrad und jetzt wollen Sie Urlaub? Na kommen Sie, ist das derselbe Kerl, der anderthalb Jahre im Dschungel durchhielt? Duschen Sie, nehmen Sie ein Aspirin und weiter geht's. Das einzige, was ich jetzt mehr brauchen kann, als meine Scheidungsunterlagen, ist eine Verhaftung.
Jim: Hey, das ist wirklich kein Witz. Ich habe einen Hauptverdächtigen entwischen lassen und ich weiß noch nicht einmal wie.
Simon: Dieses Schuldgeständnis ehrt Sie, aber man kann's auch übertreiben. Die Luftsicherung verliert ihn in den Bäumen und die Straßensperre hält ihn auch nicht auf. (Pause) Na schön, Sie können sich heute Nachmittag frei nehmen. Suchen Sie ein paar Spezialisten auf, wenn Sie unbedingt wollen, aber mehr kann ich Ihnen nicht zugestehen, Jim.
Jim: Das wird wohl nicht genügen. Ich verliere die Kontrolle über meine Sinne, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. (Pause) Ich kriege Angstzustände.
Simon: Damit wir uns richtig verstehen: Es dreht sich also nur um Ihre Angst?
Jim: Ja.
Simon: Der Weichensteller zerrt an Ihren Nerven, zwingt Sie jetzt in die Knie?
Jim steht auf.
Jim: Ich weiß nur, auf diese Weise kann ich meinen Job nicht machen. Entweder Sie gewähren mir Urlaub oder ich nehm' ihn mir.

Schnitt zu einem Restaurant, in dem Carolyn und Jim abends zusammen zu Dinner essen.
Carolyn: Und Wendy beabsichtigt nächste Woche zu heiraten. Also dreht meine Mutter natürlich vollkommen durch. Mein Dad wohnt inzwischen auf seinem Boot um dem ganzen Wahnsinn zu entgehen. Er füllt schon sämtliche Kühlschränke mit Vorräten. Und Wendy sagt, wenn sie auch nur einen Lachs ausnehmen muss, winkt Sie die Hochzeit ab. Na und?
Jim: Warum sind wir hier?
Carolyn: Wir essen und du lässt es kalt werden.
Jim: Wir waren seit letzten Juli nicht mehr zusammen essen.
Carolyn: Ich weiß. Ich dachte, wir sollten es heute nachholen.
Jim: Hör zu: Deine Schwester in allen Ehren, doch zurzeit ist die Situation eurer Familie für mich völlig uninteressant. (Pause) Es tut mir Leid. Wie oft hast du schon abgelehnt, mit mir auszugehen? Wieso heute nicht? Simon hat dich gebeten, stimmt's? Du sollst mich dazu überreden, wieder zurückzukommen.
Carolyn: Nein! (Pause) Ok, ja.
Jim: Das klappt nicht.
Carolyn: Ich weiß.
Jim: Es ist umsonst.
Carolyn: Schon gut.
Jim: Gut.
Carolyn: Lässt du mich mal kosten?
Jim (zum Kellner): Ähm. Bringen Sie mir bitte noch mal das Selbe.
Er reicht dem Kellner sein leeres Glas.
Kellner: Sehr gern, Sir.
Jim: Danke.
Carolyn: Weißt du Jim, du bist nicht der erste Cop, dem ein Verdächtiger entwischt ist.
Jim: Ich will wirklich nicht darüber reden.
Carolyn: Wenn du nicht mit darüber reden würdest, könnte ich dir vielleicht helfen.
Jim: Also dieses Thema lassen wir jetzt, einverstanden?
Carolyn: Klar, warum sollte sich denn etwas geändert haben.
Jim: Was soll das bedeuten?
Carolyn: Licht aus, keiner zu Haus, Punkt. Oder wenn doch, woher soll ich es wissen? (Pause) Ich gib' auf.
Jim: Gut. Krieg ich meinen Teller wieder, ich würde gern was essen.
Jim nimmt einen Happen, während Carolyn aufsteht.
Jim: Äh, wo gehst du hin?
Carolyn: Nach Hause, da höre ich ja noch mehr von meinem Toaster!
Jim fängt an zu würgen und zu husten. Er nimmt Carolyns halbleeres Weinglas und trinkt es aus. Dann greift er nach einem weiteren Glas von einem anderen Tisch und trinkt auch davon.
Carolyn: Jim! Er erstickt ja! Was ist los?
Der Kellner eilt herbei.
Jim (zum Kellner): Was zum Teufel ist das?
Kellner: Kräuter und Paprika denke ich. Äh, sind Sie dagegen allergisch?
Jim: Nein! Sagen Sie mir nicht, dass das Ihr Koch unter einem Witz versteht.
In der Zwischenzeit kostet Carolyn von Jims Teller.
Kellner: Oh nein, Sir!
Jim: Ich bin Polizeibeamter! Ich lasse diesen Laden schließen! Verdammt holen Sie endlich den Manager!
Kellner: Ja, Sir. Sofort...
Der Kellner geht und Jim hustet weiter.
Carolyn: Jim, Jim!
Jim: Was!?
Carolyn: In deinem Essen ist absolut nichts. (Pause) Ich weiß überhaupt nicht, was mit dir los ist. Pass bitte gut auf dich auf, Ok?
Carolyn verlässt das Lokal und Jim setzt sich wieder hin. Er sieht aus dem Fenster.

Schnitt nach draußen. Es regnet. Carolyn läuft unter einem Schirm.
Jim: Carolyn! Warte!
Er läuft zu ihr, holt sie ein und geht mit unter den Schirm.
Jim: Verzeih mir, ja? Es tut mir wirklich Leid!
Jim küsst Carolyn, die ihn zurückküsst. Der Schirm fällt zu Boden.
Jim: Entschuldige.
Carolyn: Halt lieber den Mund, Jim, ich erlaube dir pro Abend nur eine Entschuldigung.
Jim hebt ihr den Schirm auf.
Carolyn: Wenn du mich früher so geküsst hättest, dann wären wir vielleicht noch verheiratet.
Sie greift nach dem Schirm und geht.


Akt III


Schnitt in einen Untersuchungsraum des Krankenhauses. Jim liegt auf einem Tisch.
Weibliche Stimme über Mikrofon: Sie können sich wieder anziehen, Mr. Ellison.
Jim richtet sich auf und fängt an, sich anzuziehen.

Schnitt in den Gang vor dem Zimmer.
Blair kommt in einem weißen Kittel, Jeans und Turnschuhen. Er hat ein Clipboard bei sich. Die Haare hat er in einem Pferdeschwanz zusammengebunden und er trägt seine Brille. Blair bleibt kurz vor der Tür des Untersuchungsraumes stehen und zupft sich den Kittel zurecht. Er betritt den Raum, als Jim gerade sein Shirt überzieht.

Blair: Detective Ellison? Ich bin Dr. McKay.
Jim: Auf Ihrem Schild steht McCoy?
Blair: Ähm...
Blair sieht auf das Namensschild an seinem Kittel hinab.
Blair: Ja, aber die korrekte gallische Aussprache meines Namens ist McKay.
Jim: Und die Ergebnisse?
Blair: Wovon?
Jim: Der Tests.
Blair: Vergessen Sie die. Sie brauchen keine Medizin. Sie brauchen Informationen.
Jim: Ähm, sind Sie ein Assistent? Gehen Sie, gehen Sie, holen Sie jetzt bitte den Arzt, ja?
Blair: Ich muss Ihnen erst 'was sagen, Moment. Sie hören Geräusche, die keine sind, riechen etwas, das niemand riecht, sehen seltsame Dinge, Ihre Geschmacksknospen drehen durch.
Jim: Das steht alles auf meiner Karte.
Blair: Ich könnte noch etwas hinzufügen: Hyperaktive taktile Reaktion.
Jim: Was?
Blair: Sie sind in letzter Zeit übersensibel und sehr gereizt gewesen.
Jim: Hey man, jetzt übertreiben Sie. Und wer zum Teufel sind Sie eigentlich?
Blair: Ich bin niemand.
Blair reicht Jim eine Visitenkarte.
Blair: Aber dieser Mann hier ist der einzige, der Ihnen vielleicht tatsächlich helfen kann. Die Medizintechnik kann Ihren Fall gar nicht mehr einordnen. Sie sind ein Cop, gehen Sie zu dem Mann.
Blair verlässt den Raum gerade in dem Moment, in dem Dr. McCoy hinein tritt.
Dr. McCoy: Guten Tag, Detective. Ich habe jetzt noch ein paar zusätzliche Tests vorgesehen, aber ausgehend von den Ergebnissen, die wir bisher haben, scheint es keine medizinischen Ursachen für Ihre Beschwerden zu geben.
Jim: Wo ist Ihr Namensschild?
Dr. McCoy: Oh, das habe ich wohl verloren. Ich bin Dr. McCoy.

Schnitt zu einem anderen Ort, an dem jemand an einer weiteren Bombe bastelt. Es ist kein Gesicht zu sehen. Die Hände sind in Sicherheits-Handschuhen. Die Person gibt zu einer halbklaren Flüssigkeit Nägel hinzu. Neben den vielen Utensilien liegt eine Uhr, die als Zeitzünder dienen soll.

Schnitt zu Jim vor der Rainier-Universität.
Jim trägt einen dunkelgrauen Anzug und ein schwarzes Hemd darunter. Er sieht auf die Visitenkarte, die er von Blair erhalten hat, und läuft ins Gebäude. Von hinter einer Tür ist laute Trommelmusik zu hören. Auf einem blauen Schild steht geschrieben "Artifact Storage, Room 3". Darunter ist ein handgeschriebener Zettel mit Tesafilm befestigt, auf dem der Name "Blair Sandburg" zu lesen ist. Jim öffnet die Tür und sieht Blair, der sich, von ihm abgewandt, zu der Musik an seinem Schreibtisch im Takt bewegt. Er hat eine bunt gemusterte Weste über einem weißen Hemd und eine blaue, zerschlissene Jeans an und hat seine Brille auf. Die Haare trägt er offen. Blair dreht sich um und entdeckt Jim.

Blair: Oh hey. Fällt Ihnen auf, wie das Kriegsgeheul der Yanomamo Indianer in den Kellern von Seattle widerhallt? He. (Pause) Ich vermute, dass sich Ihr Dad genauso über die Stones geäußert hat: ‚Hey, hey, stell diese Urwaldmusik leiser, mann!'
Er steht auf.
Jim: Ja, mein ich auch. Etwas dagegen, mann?
Blair: Nein, nein.
Blair stellt die Musik aus.
Jim: Was wollen Sie nun von mir, he?
Blair: Oh hey, hören Sie, ähm.
Blair zieht seine Brille aus.
Blair: Dieses ganze Theater im Krankenhaus tut mir wirklich Leid, aber ich musste einfach einen Weg finden, um mit Ihnen in meinen vier Wänden zu reden.
Jim: Dann reden Sie.
Blair: Ok, na schön. Hier bitte. Da ist ein Stuhl. Ähm...
Blair nimmt von einem Stuhl einen Stapel Unterlagen, den er dann einfach auf den Boden wirft.
Blair: Setzen Sie sich, mann.
Jim setzt sich auf den Stuhl.
Blair: Sehen Sie, äh, ich kenn' 'ne Schwester im Krankenhaus, die hab' ich mal unterrichtet. Sie hat Ihre Karte gesehen und sie mir... wie soll ich sagen, äh, einfach rübergefaxt. Ich lese Ihre ganze Geschichte und denke: ‚Bäng! Der heilige Gral ist aufgetaucht!'
Jim: Etwas deutlicher, wenn's geht.
Blair: Ok, ähm... (Pause) Mein Name ist Blair Sandburg und ich arbeite an meinem Doktor für Anthropologie. Und es könnte sein, dass Sie die lebendige Verkörperung meines Studiengebiets sind. Wenn das stimmt, Detective Ellison, beweist Ihr Verhalten nur menschliche Merkmale der vorzivilisierten Welt.
Jim: Sind Sie bei Verstand?
Jim steht auf und geht auf Blair zu.
Jim: Sie locken mich hier her um mir zu sagen, dass ich so 'ne Art Höhlenmensch bin?
Blair: Vielleicht bin ich etwas zu weit gegangen mit dieser Bemerkung, aber...
Jim packt Blair beim Kragen und stößt ihn gegen ein Regal.
Jim: Hören Sie, Sie Neo-Hippie-Medizinmann, oder was sie sonst noch sind. Ich könnte Sie jetzt sofort wegen Betrugs und Diebstahls verhaften und Belästigung eines Polizeibeamten kommt auch noch hinzu. Und außerdem bietet mir Ihr Verhalten hinreichend Verdacht um Ihre Bude auf Drogen zu durchsuchen.
Blair: Oh hey, Detective, nicht aufregen, Ok? Sie dürfen sich's nicht mit mir verderben, mann. Sie werden sonst nie rauskriegen, was mit Ihnen los ist.
Jim lässt Blair los und geht einen Schritt zurück.
Blair: Ich weiß alles über Ihren Aufenthalt in Peru. Das Ganze muss etwas damit zu tun haben, was gegenwärtig mit Ihnen passiert. Und jetzt werde ich Ihnen etwas zeigen.
Blair läuft zu seinem Schreibtisch und greift nach einem Buch auf dem Seitenregal.
Blair: Das hier ist eine Monographie von Sir Richard Burton - der Forscher, nicht der Schauspieler. Das ist älter als hundert Jahre.
Er schlägt das Buch bei einem Lesezeichen auf und reicht es Jim, der es nimmt und das Foto eines Indianers hinter einer Schutzseite aufblättert.
Blair: Dieser Burton ging nun davon aus, ähm, dass es in allen Stammeskulturen jemanden gab, den er als "Sentinel" bezeichnete, jemand, der die Grenzen des Dorfes bewachte.
Jim: Sie meinen einen... Kundschafter?
Blair: Nein, nein, nein, eher ein Wachposten. Dieser Wächter beobachtete die Feinde, sah das Wetter voraus und erspähte das Wild. Das Überleben des Stammes hing von ihm ab.
Jim: Ach, und was hat das Ganze mit mir zu tun?
Jim legt das Buch auf Seite.
Blair: Der Wächter wird ausgewählt, weil er einen genetischen Vorteil besitzt. Ein sinnliches Bewusstsein, das über das normale Maß hinaus entwickelt werden kann. Es wird durch die Zeit, die er allein in der Wildnis verbringt, noch verfeinert. Zunächst wurde Burtons Monographie belächelt und geriet bald in Vergessenheit. Doch heute gibt es Anzeichen für hyperaktive Sinne, wie z. B. Geschmacks- und Geruchssinn, Leute, die für Kaffee- und Parfumfirmen arbeiten, verstehen Sie? Und äh, in Vietnam mussten die Fernabklärungseinheiten ihre...
Jim: ... Nahrung umstellen auf Fisch und Reis, weil der Vietkong den Feind an den Ausscheidungen erkannte.
Blair: Genau, genau, das ist es.
Blair geht zu einem Regal und zeigt auf Akten.
Blair: Ich habe hier Hunderte, Aberhunderte von dokumentierten Fällen von ein oder zwei hyperaktiven Sinnesorganen, aber niemand dabei mit allen fünf. (Pause) Sie könnten der Richtige sein.
Jim: Ähm, um ehrlich zu sein, ich kann mich an den Dschungel fast überhaupt nicht erinnern.
Blair läuft um den Schreibtisch herum und stellt sich Jim gegenüber.
Blair: Sie waren anderthalb Jahre im Busch, sind der einzige Überlebende Ihrer Einheit. Ich meine, ich bin kein Seelendoktor, aber das Ganze klingt doch wohl ziemlich traumatisch. Und Traumata werden gern unterdrückt.
Jim: Also, wenn das tatsächlich so wäre, warum kommt es gerade jetzt zurück?
Blair: Ich weiß es nicht, aber Sie brauchen im Moment jemanden, der Ihren Zustand versteht.
Jim: Was haben Sie davon?
Blair: Meine Doktorat! Ich schreibe über Sie, Sie sind meine Dissertation!
Jim: Mir reicht es jetzt!
Jim läuft aus dem Büro. Blair läuft ihm bis zur Tür hinterher und ruft ihm nach.
Blair: Denken Sie darüber nach, Ok? Oh warten Sie, da ist noch 'was, wovor ich Sie warnen muss!

Schnitt. Jim steht an einer Straße im Universitätsgelände und sieht zwei Jugendlichen beim Frisbee-Spielen zu.
Jugendlicher (im Hintergrund): Ja, nun wirf doch endlich mal rüber, mann!
Weiterer Jugendlicher (im Hintergrund): Hast du sie?
Jugendlicher (im Hintergrund): Na klar, du warst auch schon mal ein besseres Großmaul!
Jim beobachtet die rote Frisbee-Scheibe mit seinem geschärften Sehsinn, während er gerade die Straße überquert. Dabei bekommt er nicht mit, wie ein Müllwagen hupend auf ihn zufährt. Blair eilt herbei.
Blair: Vorsicht! Runter!
Er wirft Jim mit zu Boden. Der Laster fährt über sie beide hinweg und bleibt einige Meter weiter stehen. Jim und Blair stehen hinter dem Wagen unverletzt auf.
Blair: Nein. Oh nein. Ah, verdammt, war das eine Scheiße, mann!
Jim: Was ist passiert?
Blair: Genau davor wollte ich Sie noch warnen! Der Faktor des Realitätsverlusts.
Um sie herum bildet sich eine Traube Schaulustige. Der Fahrer des Lasters steigt aus.
Fahrer: Oh Allmächtiger! Sie sind mir ja direkt vor dem Bug marschiert!
Blair (zum Fahrer): Schon gut, mann, wir sind Ok!
Jim: Verschwinden wir, das wird mir zu ungemütlich. Gehen wir!
Blair: Wir? Ehrlich? Sagten Sie 'wir'?
Jim: Ja.
Blair: Oh toll, ich hab ein paar spezielle Ideen für uns beide.
Er bemerkt die Menschen um sie herum.
Blair: Kommen Sie erst mal weg hier.


Akt IV


Szenenwechsel. Jim und Blair laufen über den Markt, nahe dem Ufer.
Jim: Und die Sache mit dem Laster, wie nennen Sie das?
Blair: Den Faktor des Realitätsverlusts. Sehen Sie, Burtons Forschung deuten darauf hin, dass ein Wächter die Welt um sich herum vergisst, wenn er beschäftigt ist. So als hätte er Scheuklappen auf. Er hatte immer einen Partner, der ihm den Rücken freihielt.
Jim: Sie meinen, so wie Sie?
Blair: Oh ja! Eine wunderbare Idee! Das wär' toll. Also stellen wir ein paar Nachforschungen an, he?
Jim: Nein.
Sie bleiben stehen.
Jim: Wieso lasse ich mich von Ihnen hier herschleppen? Ich will die Sache loswerden und nicht wissen, wie sie funktioniert.
Blair: Erstens: Ihre früher vorhandenen Fähigkeiten sind an die Oberfläche befördert worden, womit ich sagen will, dass sie jetzt wieder in Betrieb sind. Und ich weiß nicht, wie man sie wieder abstellt. Zweitens: Sie sind ein Detective mit hyperaktiven Sinnen. Sie sind ein Monstrum, ausgestattet mit einer organischen Überwachungsausrüstung. Was wollen Sie noch mehr?
Jim: Kontrolle.
Blair: Genau aus dem Grund sind wir hier. Es geht vor allem um Konzentration. Versuchen wir einen kleinen Test.
Blair sieht sich um.
Blair: Ok, das machen wir. Ganz dahinten steht ein Blumenverkäufer, sie müssten die Rosen riechen können.
Jim: Ach, das ist doch albern.
Blair: Kommen Sie, diesen Duft sollten Sie identifizieren können. So versuchen Sie es doch! (Pause) Na los!
Jim: Bin ich etwa Ihr Versuchskaninchen?
Zwei Mädchen kommen auf sie zu.
Mädchen 1: Hi Blair!
Blair (zum Mädchen): Oh hey, wie geht's?
Mädchen 1: Wo bist du am Mittwoch gewesen, he?
Blair: Tja, zeigst du mir deine Aufzeichnungen, ja?
Mädchen 1: Vielleicht. Ruf mich an.
Die beiden Mädchen gehen weiter.
Jim: Hey, es funktioniert!
Blair: Lassen Sie das, lassen Sie das!
Er zeigt auf die beiden Mädchen.
Blair: Die Blonde da drüben, versuchen Sie mal zu hören, was Sie über mich sagt.
Jim: Hey, jetzt soll ich wohl auch noch kleine Mädchen für Sie anbaggern, ja?
Blair: Sie ist Assistentin, mann. Wieso stellen Sie nicht endlich Ihren Radar an, hm?
Jim lauscht dem Gespräch der beiden.
Mädchen 2: Würdest du mit ihm ausgehen?
Mädchen 1: Na klar, er ist doch ganz süß, findest du nicht? Bloß gefragt hat er mich leider noch nicht.
Blair: Was ist?
Jim: Sie hält Sie für 'nen Trottel.
Jim geht weiter.
Blair (vor sich herflüsternd): 'nen Trottel...
Er folgt Jim.

Schnitt zu einem Bahnhof bei Tageslicht, es wimmelt von Polizisten, Feuerwehr und Kräften der Spezialeinheit und der Bombenentschärfung. Carolyn und Simon laufen durch das Treiben auf Joel zu.
Carolyn: Der Weichensteller hat uns die Warnung vor ungefähr zwei Stunden geschickt. Es gab Probleme mit der Lokalisierung der Bombe. Wir haben eine Schallortung durchgeführt und die Audiosignatur mit einem Zeitzünder verglichen, den der Weichensteller benutzt. Der Sprengstoff war einfach an einem der Aschenbecher versteckt.
Joel händigt Simon und Carolyn Fotos aus.
Joel: Wir haben das Zeug erst mal eingepackt, Captain.
Carolyn sieht auf einige Überreste der Bombe, die Joel in der Hand hält.
Carolyn: Was ist das? Patchouli Öl?
Joel: So 'was ähnliches. Kein Wunder, dass die Hunde nichts gefunden haben, der ist clever. Da ist noch etwas: Er spielt mit hohem Einsatz. Es ist eine Splitterbombe, genau wie diese IRA-Bomben. Die hier sollte Menschen zerfetzen. Und zwar viele.
Simon: Gute Arbeit, Taggart.
Joel: Das Team von Lt. Plummer hat die Bombe gefunden.
Carolyn schüttelt den Kopf, als es plötzlich eine Explosion hinter ihnen gibt. Fenster zerbersten, Autos werden um- und Menschen zu Boden geworfen.
Männer (im Hintergrund): Weg da, gehen Sie... Hier liegt einer, da drüben, da drüben... Bleiben Sie unten, ich komme!
Carolyn: Simon, sind Sie Ok?
Simon: Ja, ja. Taggart?
Joel: Alles in Ordnung, ich lebe!

Schnitt zu Simons Büro. Draußen ist es dunkel. Simon sitzt an seinem Schreibtisch, daneben stehen Joel und Carolyn.
Carolyn: Ich verstehe das nicht. Durch die Schallortung hätten wir auch den zweiten Zeitzünder entdecken müssen.
Joel: Das ist der Punkt. Der zweite Zünder war nicht von der gleichen Bauart. Er war direkt an die Bahnhofsuhr angeschlossen.
Jim kommt mit einem Blatt Papier ins Büro geeilt.
Carolyn: Jim!
Jim (zu Carolyn): Ich habe dich überall gesucht, ist alles Ok?
Carolyn: Nicht der Rede wert.
Simon: Ich fühle mich auch gut. Sehr aufmerksam.
Jim: Der Bahnhof war nur das Aufwärmprogramm. Das hier erhielt ich per Email.
Er legt Simon das Papier vor.
Simon (liest vor): 'Hallo Detective Ellison, heute habe ich mir eine Fahrkarte gekauft, denn morgen fahre ich bis zur Endstation. - Der Weichensteller.'
Carolyn: Zur Endstation. Schon Morgen.
Simon: Sie sehen, Jim, es geht nicht ohne Sie.
Jim nickt.

Schnitt zu dem alten Sägewerk.
Jim und Blair fahren mit einem roten Jeep an den Überresten des Gebäudes heran. Sie steigen aus. Blair hat seinen Rücksack dabei.

Blair: Wie lange haben Sie auf Beobachtungsposten gelegen?
Jim: Vier Tage.
Blair: Vielleicht hat's damit zu tun?
Jim: Womit?
Blair: Der Wald, die Isolation, die Gefahr bei der Jagd. Das Könnte den Wächter in Ihnen wach gerufen haben.
Jim: Ja, vielleicht.
Jim läuft etwas herum.
Jim: Ach, Ok Sandburg, sowohl die Spurensicherung als auch die Sprengstofftechniker haben hier bereits alles abgesucht.
Blair: Konzentrieren Sie sich. Sie sollten lernen, Ihre Fähigkeiten sowohl an- als auch abzustellen. Ich halt jetzt den Mund und lasse Sie machen.
Jim: Ich kann nichts sehen oder hören, was irgendwann vor Tagen passiert ist.
Blair: Nehmen Sie die Hände auf den Rücken.
Jim reagiert nicht.
Blair: Nehmen Sie die Hände auf den Rücken!
Jim dreht sich von Blair ab und nimmt seine Hände auf den Rücken. Blair hebt von zwei verschiedenen Stellen etwas auf und legt es in Jims Hände.
Blair: Ok, was ist in den Händen?
Jim: Ich weiß es nicht. (Pause) Asche.
Blair: Richtig. Und wovon stammt sie?
Jim: Ähm. Die rechts ist... irgendwie trocken, vielleicht Holz. Ähm, die andere ist irgendwie... ölig.
Blair: Sie stammt von Plastik. Ich kann den Unterschied nicht erkennen. Und eine Laboranalyse braucht Zeit, mann.
Er nimmt seinen Rucksack von seinen Schultern und öffnet ihn.
Blair: Sie können sich auf Ihren Instinkt verlassen. Ich wette, mit etwas Übung können Sie auch noch die Holzart feststellen.
Blair hat eine Kamera aus dem Rucksack genommen und filmt Jim dabei, wie er beginnt, die Überreste zu durchsuchen. Schließlich bemerkt Jim die Kamera.
Jim: Was machen Sie da?
Blair: Ich dokumentiere alles.
Jim: Nein!
Jim läuft auf die Kamera zu und verdeckt mit seiner Hand die Linse.

Schnitt. Jim und Blair untersuchen weiterhin die Überreste des Sägewerks.
Jim: Verrückt! Was zum Teufel hab ich hier bloß erwartet?
Blair: Hey, hey! Gestern noch flehen Sie den Arzt an, er solle Sie heilen und heute beschweren Sie sich, dass es nicht klappt.
Jim hört mit Hilfe seines geschärften Gehörs ein Geräusch und sieht auf.
Blair: Was? Was ist denn? Was ist los?
Jim sieht auf der Spitze der Überreste eine Elster, die einen blauen Faden mit ihrem Schnabel aufpickt und damit zu einem Baum fliegt.
Jim: Können Sie gut auf Bäume klettern, he?

Schnitt zu Blair, der gerade auf einen Baum klettert. Unten steht Jim und gibt Anweisungen.
Jim: Es ist gleich da oben in der Astgabel!
Blair: Mann, ich hab keinen Bock, mir den Schädel von einer wütenden Elster durchlöchern zu lassen!
Er erreicht das leere Nest.
Blair: Achtung, fangen Sie auf, mann!
Er wirft es Jim zu, der es auffängt, und klettert wieder vom Baum herunter.
Jim: Der Bombenleger im Sägewerk trug 'ne blaue Strickmütze.
Blair: Dann war die Mütze noch drin, als die Bude in die Luft flog. Und der Vogel fand die Überreste, die die Spurensicherung übersah. Ich meine, das Nest ist noch nicht fertig und das weist darauf hin, dass der Zeitrahmen stimmt.
Jim starrt ihn an und schnüffelt dann an dem blauen Faden.
Blair: Was? Ihr Job ist es, rauszufinden, wo etwas wann wie passiert ist. Wie bei mir, nur dass ich mich eher mit der Vergangenheit befasse.
Jim hält nachdenklich inne.
Blair: Was? Was haben Sie denn? Was ist?
Jim: Ja. Es ist, äh, Shampoo...
Blair: After-Shave vielleicht?
Jim: Nein, nein, komplizierter. Etwas wie, äh...
Blair: Was?
Jim: Hm... Dschungelpflanzen.

Szenenwechsel. Jim und Blair betreten eine Parfümerie.
Jim: So geht das nicht weiter, ich kriege schon Kopfschmerzen.
Jim dreht sich zu Blair und bleibt stehen.
Jim: Ich sollte den Beweis der Spurensicherung übergeben. Vielleicht sind noch andere Fasern und Haare im Nest.
Jim versucht, die Parfümerie zu verlassen, aber Blair hält ihn auf.
Blair: Nein, nein, nein. Ich habe genug mit Labors zu tun. Es dauert Tage, bis Sie Resultate erhalten. Sie haben nur ein paar Stunden. Sehen Sie's mal positiv: Wir waren schon in drei Läden, bleiben also nur noch zwei. Na kommen Sie, kommen Sie!
Sie laufen auf die Verkäuferin an der Ladentheke zu.
Verkäuferin: Kann ich Ihnen vielleicht helfen?
Blair: Ja, ja. Oh, wow, wussten Sie, dass Ihr Kleid in gewisser Weise den feierlichen Sarongs der alten Mayas ähnelt und...
Jim geht dazwischen und zeigt seine Polizeimarke.
Jim: Detective Ellison, Cascade Police Department.
Blair nimmt seinen Rucksack von der Schulter.
Jim: Ein Verdächtiger, den wir suchen, hat hier möglicherweise etwas gekauft, ähm, ein Badeöl oder ein Shampoo.
Verkäuferin: Welche Duftnote?
Jim: Das weiß ich nicht. (Pause) Das will ich ja herausfinden.
Blair hat Notizblock und Stift aus seinem Rucksack genommen und beginnt zu schreiben.
Blair: Alle Düfte.
Verkäuferin: Wir führen hier über 360 ätherische Öle und Extrakte. Warum beginnen Sie nicht mit Sandelholz?
Sie streckt Jim ihr Handgelenk entgegen.
Verkäuferin: Da, bitte sehr!
Jim verdreht die Augen und reagiert nicht darauf. Dann sieht er Blair an.
Jim (zu Blair): Was machen Sie denn?
Blair: Notizen, was sonst?
Jim wendet sich ab.
Blair (zur Verkäuferin): Danke!

Schnitt. Jim und Blair immer noch in der Parfümerie. Jim probiert einige Düfte aus, während Blair mit der Verkäuferin spricht.
Jim: Sandburg?
Blair: Was, haben Sie's?
Jim: Noch nicht ganz. Ähm, es ist dieses und es ist auch dieses hier und auch das, alles miteinander gemischt.
Jim hebt dabei jeweils ein kleines Probe-Fläschchen hoch.
Verkäuferin: Manche Kunden wünschen Spezialmischungen.
Jim (zur Verkäuferin): Haben Sie 'ne Kundenliste?
Verkäuferin: Sie bekommen einen Computerausdruck.
Blair läuft zu Jim und sieht sich die Proben an.
Jim (zu Blair): Mann oh mann, Sie gehen ja ganz schön ran.
Blair: Ja? Na ja, gemeinsame Interessen. Sie steht auf Zunifetische.
Jim starrt ihn an.
Blair: Was ist? Fetische, diese kleinen, bekleideten Figuren. Sie wissen...
Jim: Ah!
Blair liest von den Etiketten der Fläschchen ab.
Blair: Das ist Zimtrinde, bah! Tropischer Regen, Purpur-Orchidee...
Jim: Ja ja, ähm. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Mann so etwas benutzt.
Blair: Nein.
Die Verkäuferin reicht Jim den Computer-Ausdruck.
Jim (zur Verkäuferin): Danke sehr.
Blair (zur Verkäuferin): Danke!
Jim liest das Papier und sieht nachdenklich auf.
Blair: Was ist, stimmt 'was nicht mit Ihren Sinnen?
Jim: Nein, nein, ähm. Es fällt mir etwas ein.


Akt V


Schnitt zu Simons Büro.
Simon sitzt an seinem Schreibtisch, Jim steht daneben. Simon spielt mit einem Baseball in seinen Händen. Sie begutachten eine Akte.

Jim: Ihr Name ist Veronica Sarris. Ihr Vater hat in meiner Spezialeinheit gedient. Er starb in Peru.
Simon: Sie gibt Ihnen die Schuld und jagt ganz Cascade in die Luft, nur um Sie schlecht zu machen.
Jim: Sie hatte Sprengstofferfahrung bei der Navy. Sie wurde vor zwei Jahren wegen mentaler Instabilität entlassen. Erst vor acht Monaten entließ man sie aus der Psychiatrie in Washington. Sie arbeitet als Fremdenführerin, ich hab' die Adresse.
Simon: Was erwarten Sie von mir?
Jim: Ich will einen Haftbefehl.
Simon: He! Haben Sie Beweise? Nur weil ein Detective an einem Stück Faden geschnüffelt hat, 'nem Faden aus einem Vogelnest?
Simon nimmt seine Brille ab.
Simon: Wissen Sie Jim, Sie sollten sich doch frei nehmen.

Schnitt vor das Gebäude des Police Departments.
Jim kommt aus dem Haupteingang, wo Blair auf ihn wartet, und zieht sein Handy hervor. Er beginnt direkt zu wählen.

Blair: Oh hey. Na und?
Jim: Er hat mir Urlaub verpasst.
Blair: Sie werden doch jetzt nicht verreisen?
Jim: Nein, ich mach 'ne kleine Stadtrundfahrt.
Er legt das Handy ans Ohr.
Jim (ins Handy): Cascade Hafenrundfahrten? (Pause) Ja, ich suche eine Ihrer Fremdenführerinnen: Veronica Sarris.

Schnitt zum Harbour Center von Cascade.
Jim und Blair fahren im roten Jeep vor und steigen aus.

Blair: Hey, bravo Kojak. Sie stehen voll im Parkverbot!
Jim: Sie warten hier.
Blair: Was? Dann verpasse ich ja die ganze Show!
Jim: Sie halten mir den Rücken frei, klar?
Blair: Ja, aber...
Jim drückt Blair ein Handy in die Hand.
Jim: Was heißt denn hier aber? Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder unten bin, rufen Sie 911 an, Ok?
Jim geht.
Blair (ruft Jim hinterher): Das heißt also kein Video! Oh mann!

Schnitt. Jim steigt aus einem Fahrstuhl, auf der Aussichtsplattform des Harbour-Centers, und läuft suchend durch den Gang, bis er eine Frau in dunkelblauer Uniform antrifft.
Jim (zu der Frau): Gehören Sie zur Cascade-Rundfahrt?
Frau: Ja.
Jim: Ich suche eine Veronica Sarris.
Frau: Sie ist gerade erst mit der anderen Gruppe zum Bus gegangen.
Die Frau zeigt aus dem Fenster nach unten. Jim folgt ihrem Fingerzeig und zoomt mit seinen geschärften Sinnen Veronica Sarris mit der anderen Gruppe näher heran.

Schnitt zu Blair, der von Veronicas Steckbrief aufsieht und sie erkennt. Er steht nur einige Meter von ihr entfernt. Blair schaut auf zum Aussichtsturm.

Schnitt zu Jim, der seine Polizeimarke zieht und zum Fahrstuhl eilt.
Jim (zu den Menschen im Fahrstuhl): Polizei! Das ist ein Notfall! Alle aus dem Weg! Los, los. Danke für Ihr Verständnis.
Er scheucht alle raus und die Tür des Fahrstuhls schließt sich.

Schnitt zurück zu Veronica, die noch am Tour-Bus steht.
Veronica (zu den einsteigenden Touristen): Wenn Sie irgendwo anders Platz nehmen möchten, können Sie das gern tun, Ok?
Blair schleicht sich an Veronica vorbei und steigt am anderen Ende in den Bus ein.

Schnitt zurück zu Jim, der mit dem Außenfahrstuhl nach unten fährt. Durch das Fenster beobachtet er, wie der Bus auf die Straße abbiegt. Er eilt aus dem Gebäude und sieht seinem Jeep nach, der gerade abgeschleppt wird. Dann winkt er ein Taxi herbei.
Jim: Taxi!
Jim zieht erneut seine Polizeimarke und zeigt sie dem Taxi-Fahrer, der vor ihm hält.
Jim: Cascade Police! Ich brauche den Wagen!
Er lässt den Fahrer aussteigen und setzt sich selbst hinters Steuer.
Jim: Danke, Kumpel.
Fahrer: Hey, was wollen Sie denn damit?
Jim fährt mit quietschenden Reifen los.
Fahrer: Krieg' ich ihn wieder?
Jim wendet mitten auf der Straße, stößt mit einigen Autos zusammen und folgt dann dem Bus.
Fahrer: Passen Sie doch auf!

Schnitt, im Bus.
Tourist (im Hintergrund): Da drüben, siehst du?
Mädchen (im Hintergrund): Oh, das ist cool!
Veronica stellt sich vorne neben den Fahrer.
Veronica (zum Fahrer): William, bieg an der Ampel ab, nimm die Greenstreet Bridge.
William: Die ist wegen Reparaturarbeiten geschlossen, ich nehme die andere an der...
Veronica zieht eine Pistole hervor und droht William damit.
Veronica: Fahr zu der Brücke.
Blair versucht von einem der Sitzplätze aus zu erkennen, was vorne vor sicht geht.

Schnitt zu Jim, der mit dem Taxi über die Straßen fegt und an einer Brücke hält. Er steigt aus und klettert über das Brückengelände. Er passt den Moment ab, in dem der Bus unter der Brücke herfährt, und springt. Er landet auf dem Dach des Busses.

Schnitt. Im Bus war der laute Aufprall zu hören. Die Insassen schrecken auf. Veronica dreht sich und für alle ist die Pistole zu erkennen.

Schnitt zurück zu Jim auf dem Dach des Busses. Er rutscht etwas ab und versucht sich auf dem glatten Dach festzuhalten.

Schnitt zurück in den Bus. Veronica hält ihre Waffe vor.
Veronica: Keiner bewegt sich!
Veronica sieht wieder nach vorn.
William: Die Brücke ist gesperrt!
Veronica: Du fährst einfach da durch!
Sie fahren durch die Absperrung einer Baustelle und direkt gegen ein Warnschild. Alle halten sich fest, auch Jim auf dem Dach.
Veronica: Halt an!
Der Bus stoppt. Veronica läuft mit vorgehaltener Waffe durch den Gang des Busses und entdeckt Blair, der auf seinem Sitz zusammengekauert ins Handy flüstert.
Blair (ins Handy): Nein, nicht in die Warteschleife. (Pause) Ja, das ist ein Notfall. Geben Sie mir Captain Banks, ich bin auf der Greenstreet Bridge mit dem Weichensteller.
Veronica droht Blair mit der Pistole und nimmt ihm das Handy aus der Hand.
Veronica (ins Handy): Hier ist der Weichensteller!

Schnitt in Simons Büro. Simon sitzt am Schreibtisch, Carolyn steht daneben.
Stimme durch den Lautsprecher des Telefons: Captain Banks, ich stelle den Verdächtigen zu Ihnen durch. Sprechen Sie bitte.
Veronica: Ich will den verantwortlichen Officer!
Simon (ins Telefon): Hier ist Captain Banks.
Veronica: Nein, ich will den, der mich nicht erwischen konnte: Detective Ellison.
Simon stellt das Telefon auf Stumm.
Simon (zu Carolyn): Wo steckt denn Ellison?
Carolyn: Ich weiß es nicht.
Joel platzt ins Büro.
Joel: Captain? Das Sonderkommando und die Leute zur Bombenentschärfung sind bereits unterwegs.
Simon stellt den Ton wieder an.
Simon (ins Telefon): Würden Sie wohl noch in der Leitung bleiben, Detective Ellison dürfte jede Minute eintreffen.

Schnitt zurück zum Bus. Jim stürzt durch das hintere Fenster. Er steht schnell auf und hat seine Waffe direkt im Anschlag.
Jim: Ok, zuerst die Waffe. (Pause) Die Waffe weg!
Veronica: Nein. Meinen Brief schon vergessen? Das hier ist die Endstation. Ich will den Tod!
Jim zoomt den Lauf von Veronicas Waffe näher heran.
Jim: Und ich will Sie verhaften!
Er feuert und trifft genau den Lauf der anderen Pistole. Veronica lässt die Waffe fallen. Jim rennt zu ihr und wirft sie zu Boden. Blair eilt herbei und filmt die beiden mit seiner Kamera.
Jim (zu Blair): Hören Sie doch auf!
Er zieht Veronica mit sich hoch.
Jim (zu Veronica): Wo ist die Bombe?
Veronica: Wo ist sie wohl?
Jim: Sag's mir!
Veronica: Du hast ihn sterben lassen. Du hast sie sterben lassen! Alle!
Jim: Nein.
Veronica: Du hast mich zurückgelassen.
Jim: Dein Vater war mein Freund, ich habe wirklich alles versucht, um ihm das Leben zu retten, glaub es mir. Also, wo ist diese Bombe?
Veronica: Tick, tick.
Jim: Bitte!
Veronica: Die Zeit ist um.
Jim (zu Blair): Wir müssen sie suchen.
Blair: Nicht suchen, lauschen Sie!
Jim gibt Blair seine Waffe, um Veronica in Schach zu halten.
Jim (zu Blair): Passen Sie auf sie auf!
Der Fahrer eilt zur Tür.
Jim (zum Fahrer): Nicht die Tür berühren, sie könnte verkabelt sein!
Jim dreht sich um.
Jim: Jetzt alle mal herhören: Sie können sich entspannen, wir werden alle sicher hier rauskommen!
Er geht langsam durch den Bus und versucht das Ticken der Bombe zu lokalisieren.
Frau (im Hintergrund): Ich hab' Angst!
Blair dreht sich zu Jim um. Veronica tritt Blair die Waffe aus der Hand und schlägt ihn. Jim bekommt von dem Kampf hinter ihm nichts mit. Die Touristen flüchten aus ihren Sitzen nach vorne. Blair wird niedergeschlagen und hält die Waffe kurz darauf wieder in der Hand. Veronica versucht sie ihm abzunehmen.
Blair: Ellison! Ellison!
Ein Schuss löst sich, der in die Decke des Busses geht.
Blair: Ellison!
Sie stürzen zu Boden. Jim sucht immer noch die Bombe und hört ein Ticken, das aus dem hinteren Teil des Busses kommt. Blair schlägt Veronica mit einem Kinnhaken bewusstlos. Dann setzt er sich und schüttelt seine Hand.
Blair: Ah!
In der Zwischenzeit findet Jim die Bombe unter einem Sitz. Die digitale Anzeige gibt an, dass nur noch fünf Sekunden bleiben. Jim wirft die Bombe aus dem zerborstenen, hinteren Fenster. Er dreht sich zu den anderen.
Jim: Alle Mann in Deckung!
Die Bombe fliegt in die Luft. Die Hinterachse des Busses wird von der Wucht hochgehoben. Jim wird durch den Bus geschleudert. Die Brücke wird stark beschädigt.

Schnitt. Hilfskräfte arbeiten am Bus. Polizei und Notarzt sind Vorort. Veronica wird in Handschellen in einen Polizeiwagen gebracht und weggefahren. Simon, Jim und Carolyn stehen zwischen dem ganzen Chaos um sie herum.
Polizisten (im Hintergrund): Treten Sie bitte zurück! ... Ach bitte, zurücktreten! ... Nein, Sie können hier nicht durch. ... Bitte, so seien Sie doch vernünftig. ... Beruhigen Sie sich, es kann Ihnen nichts mehr passieren.
Simon: Die Stadt wird wohl ein bisschen mehr zu tun haben, als nur die Straße neu zu pflastern. Gute Arbeit, Jim. Ich habe mir schon ernste Sorgen um Sie gemacht.
Er klopft Jim auf die Schulter.
Simon: Na jetzt sind Sie endlich wieder bei Sinnen.
Er geht.
Carolyn: Also, ich könnte uns was kochen.
Jim: Du und kochen?
Carolyn: Ich bin lernfähig.
Jim: Und wann?
Carolyn sieht hinab, um nach der Uhrzeit zu sehen.
Carolyn: Ach verdammt, meine Uhr ist abgegangen. Schon wieder!
Sie sucht in ihrer Tasche nach der Uhr. Jim legt seinen Kopf etwas zur Seite und lauscht danach.
Jim: Sie liegt vor der Sitzbank deines Wagens.
Carolyn schaut verwundert auf und sieht zu ihrem Wagen, der einige Meter weiter hinter ihnen steht.
Carolyn: Woher weißt du das?
Jim: Dann bis um acht.
Er geht.

Schnitt zu Blair und Joel. Blair sitzt auf der Kante am hinteren Ende des Krankenwagens und lässt sich von einem Sanitäter die Hand verbinden. In der anderen hält er die Videokassette seiner Kamera. Joel steht vor ihm.
Joel: Her mit der Kassette, Sandburg, das erleichtert uns die Arbeit. (Pause) Sonst zwingen wir Sie, uns das Beweismaterial zu geben.
Blair: Aber Sie müssen mir versprechen, dass ich sie wiederbekomme!
Er überreicht Joel die Kassette.
Joel: Ja, ja, ja, ja.
Jim kommt von der anderen Seite hinzu.
Jim: Versprochen ist versprochen. Sie kriegen sie ja wieder, Sandburg.
Joel: Moment mal. Sie kennen den Kerl?
Jim: Ja. (Pause) Mein neuer Partner.
Er wendet sich ab und geht.
Blair: Partner?
Blair schnappt sich seinen Rucksack und folgt Jim. Sie laufen an Polizeiwagen, Krankenwagen und anderen Menschen vorbei.
Blair (lacht): Ist das Ihr Ernst?
Jim: Jeder - wie sagen Sie doch? - "Sentinel" braucht einen, stand das nicht in dem Buch?
Blair: Oh, exzellent. Ich dachte, es würde nur eine Dissertation, aber jetzt reden wir von einem Bestseller, mann.
Jim: Moment, Moment. Warten Sie mal, Darwin. Immer hübsch langsam. Vorläufig werden Sie gar nichts veröffentlichen, Ok?
Blair: Warum nicht?
Jim: Weil nicht jeder zu wissen braucht, dass ich einen Vorteil besitze. Vor allem einen, den ich nicht kontrollieren kann. Das bleibt unter uns, Ok?
Blair: Krieg ich 'ne Polizeimarke?
Sie bleiben stehen.
Jim: Ähm. Zuerst müsste ich mal mit dem Captain darüber reden. Dann müssen Sie die Akademie durchlaufen, genau wie jeder andere.
Er klopft Blair auf die Schulter und geht. Blair bleibt stehen.
Blair: Na klar.
Blair (zu sich selbst): Kadett. Kadett...
Blair (ruft Jim hinterher): Hey, warten Sie mal! Ich lass mir nicht die Haare schneiden!
Er folgt Jim.




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