24 - Gegen die Zeit

Was John Badham mit "Gegen die Zeit" in 90 Minuten vorexerzierte, wird durch "24" zur Grenzerfahrung im Serienformat: unbeschreiblich spannende Thrillerkost in Echtzeit, deren 24-stündige Handlung in 24 einstündigen Folgen (inklusive Werbung) praktisch zu Deckungsgleichheit gebracht wurde.


Ein Bericht zur Veröffentlichung der 1. Staffel "24" von dem kostenlosen Entertainment-Maganzin "piranha" (Powered by "Saturn"), 9. Jahrgang, Ausgabe 10/2003



Richard Burgi mit Hauptdarsteller Kiefer Sutherland
Das hat Kritiker und Fernsehpublikum nicht nur in den USA und in Großbritannien ins Schwärmen gebracht: Von der innovativsten TV-Serie seit mindestens "Twin Peaks" war da die Rede, von einem kaum zu toppenden Meilenstein der Fernsehunterhaltung, der prompt für den Golden Globe nominiert wurde und Hauptdarsteller Kiefer Sutherland als bestem Schauspieler sogar eine Trophäe einbrachte. Und während das Echtzeitformat in den USA bereits in die dritte Staffel geht, erlebt der atemberaubend spannende Tag im Leben des Anti-Terror-Spezialist Jack Bauer nach seiner Ausstrahlung bei RTL2 jetzt auch auf DVD seinen ersten Höhepunkt. Ganz ohne Werbeunterbrechnungen schrumpft die Spieldauer zwar auf "nur" 18 Stunden, das tut der mitreißenden Spannung aber keinen Abbruch; im Gegenteil. Die Versuchung, die sechs Discs der DVD-Edition am Stück zu genießen, ist groß, auch, wenn der daraus resultierende Schlafmangel dem Zuschauer ähnliche Furchen ins Gesicht treiben würde wie Jack Bauer sein 24-stündiger Kampf gegen unbekannte Terroristen.


Die haben es, das erfährt Bauer (Kiefer Sutherland) kurz nach Mitternacht, angeblich auf den schwarzen Präsidentschaftskandidaten Senator David Palmer abgesehen, und zwar innerhalb der nächsten 24 Stunden. Schlechtes Timing, denn just zum gleichen Zeitpunkt verlässt Jacks Tochter Kimberly heimlich das leicht krisengeschüttelte Zuhause, um mit ihrer Freundin zwei Jungs zu treffen. So kreuzt sich Jacks Anti-Terror-Einsatz mit der Suche nach der ausgebüchsten Tochter, die, das stellt sich im Laufe der nächsten Stunden heraus, Opfer eines brutalen Entführungsplots geworden ist. Jack hat inzwischen auch noch andere Sorgen: Sein Chef verlangt von ihm unbedingte Diskretion und Vorsicht bei den Ermittlungen, weil Männer aus den eigenen Reihen in das geplante Attentat verwickelt sein könnten. Auf äußerst dünnem Eis und unter den argwöhnischen Blicken seiner Kollegen tastet sich der Anti-Terror-Spezialist vorwärts auf der Suche nach den potenziellen Mördern wie auch nach den Entführern seiner Tochter, die bald auch Gattin Teri in ihre Gewalt gebracht haben und Jacks so massiv unter Druck setzen. Und dann ist da auch noch die bereits gegen 1:00 Uhr nachts buchstäblich in die Luft gegangene Boeing 747, ganz abgesehen von immer neuen brandgefährlichen Wendungen, die das Netz der Verschwörung Stunde um Stunde immer engmaschiger werden lassen.

Wertung von "piranha":

DVD: 4 Sterne

Film: 6 Sterne




Titelblatt der DVD-Zeitschrift "piranha"
Es ist, auch wenn es mit "Gegen die Zeit" bereits ein filmisches Vorbild gibt, schon eine geniale Idee, die sich "24"-Erfinder Robert Cochran und Joel Surnow für ihre Serie aus dem Hirnlappen gewunden haben. Unter anderem von Erfolgsgarant Brian Grazer ("8 Mile", "A Beautiful Mind") produziert und in der Mehrzahl der Folgen unter Regie von Kino-Veteran Stephen Hopkins ("Predator 2", "Lost in Space"), entfaltet sich über 24 Folgen der Serie ein Gewirr aus Handlungsfäden, wendungsreichen Fallen und Überraschungen, die nicht selten als atemberaubende Cliffhanger den sofortigen Genuss der nächsten Folge(n) unumgänglich machen. Um die Spannung ins Unerträgliche zu steigern und die Gleichzeitigkeit von Ereignissen in Echtzeit transportieren zu können, bediente man sich zudem eines inszenatorischen Kniffs, den zuletzt Ang Lee für sein Filmexperiment "Hulk" zur Perfektion brachte: der Splitscreen. Die erfordert zwar ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, aber die ist ohnehin geboten bei einer Serie, die in Sachen Zuschauerverwirrung und intellektuellem Anspruch Fernseh-Klassikern wie "Twin Peaks" durchaus das Wasser reichen kann. Neben der einer brandaktuellen Serie angemessenen sauberen Klang- und Bildkulisse bietet Fox den DVD-Usern zudem noch zwei aufschlussreiche Schmankerl: eine Einführung durch Hauptdarsteller Kiefer Sutherland und ein kurzes alternatives Ende. Nach 18-stündigem kontinuierlichem Thrillergenuss hätten wir für mehr auch gar keine Energie mehr gehabt. Auf die nächste Marathon-Sitzung zum zweiten längsten Tag im Leben von Jack Bauer darf man sich trotzdem jetzt schon freuen. -- cb


Der Artikel in der kostenlosen Saturn-Zeitschrift "piranha"